Dubai Sports City GmbH & Co. KG: Anleger sollen noch einmal zahlen – aber wofür?

29.03.2012, Autor: Herr Hartmut Göddecke / Lesedauer ca. 3 Min. (2623 mal gelesen)
Die Kasse des 2005 gestarteten Dubai-Fonds ist leer. Es kommt noch schlimmer: Seit mehreren Jahren sind keine Bilanzen den Gesellschaftern zur Abstimmung vorgelegt worden, erkennbare Baufortschritte gibt es seit der Einstellung der Bauaktivitäten im Jahre 2010 nicht mehr und notwendige Finanzquellen zu finden ist ganz offensichtlich eine fast unlösbare Aufgabe. Außerdem sollen jetzt die Anleger einen „Zuschuss“ leisten: von 6 % der Einlage ist die Rede. Gibt es mehr als nur trübe Aussichten? Es ist höchste Zeit, dass Anleger aktiv werden.

In dem Prospekt für die Anleger wurde das Ende des Fonds zum 31. Dezember 2008 prognostiziert; mehr als weitere drei Jahre sind inzwischen vergangen und ein Ende ist bei weitem nicht in Sicht. Der Fondsgeschäftsführer Hendrik Atzert berichtete anlässlich der Gesellschafterversammlung am 27. Februar 2012, dass inzwischen zwei unterirdische Etagen im Rohbaustadium errichtet seien und bis zu fünf der oberirdischen Stockwerke – also noch ein weiter Weg bis zur Fertigstellung aller 24 Obergeschosse. Ein Manko lastet auf dem Fonds: Geldmittel sind ausgegangen, ohne Kredite wird es nicht gehen – und die sind schwer zu bekommen. Viele Versuche der Geschäftsführung, Kreditgeber zu finden, sind gescheitert. So wundert es auch nicht, dass Atzert erklären musste, dass sich auf der Baustelle kein Kran mehr drehen würde; es herrsche Stillstand.

Schulden des Fonds sind angewachsen
In der Zwischenzeit sind die Schulden erheblich gewachsen. Nach dem nur vorläufig vorliegenden Jahresabschluss 2009 sollen die Schulden gegenüber dem Vorjahr um etwa € 12 Mio. angestiegen sein, der Wert der Investition allerdings nur um rund € 10 Mio., das ergibt nach überschlägiger Einschätzung ein Minus von knapp € 2 Mio.. Am Ende des Jahres 2009 sollen die Schulden etwa € 50,7 Mio. betragen.

Die Bestände auf dem Treuhandkonto (=Escrow Account) für das Bauobjekt sollen nach Aussage von Geschäftsführer Atzert fast leer sein. Eigentlich sollte es anders sein: Die Anzahlungen der Käufer sollten nach den Planungen ausreichen, um das Hochhaus wesentlich zu finanzieren. Wie groß die Finanzierungslücke derzeit ist, mag man an den Kreditbemühungen sehen, bemühte man sich doch im Geldmittel in Höhe von etwa US $ 70 Mio. (ca. € 52 Mio.).

Ganz offen erklärte Atzert, dass Leistungen für die Geschäftsführung nicht vom Fonds bezahlt werden könnten – es ist von € 480.000,00 zzgl. Umsatzsteuer (insgesamt etwa € 570.000,00) die Rede – und Geld für die Erstellung von notwendigen Leistungen, wie z. B. die Erstellung von Jahresabschlüssen, nicht vorhanden sei. Die Investoren werden deshalb im Laufe des Frühjahrs zur Kasse gebeten.

Weiterbau problematisch
Auf die Frage eines Teilnehmers der Gesellschafterversammlung wurde deutlich, dass diese Beiträge nicht für den Baufortschritt verwendet würden, sondern nur, um die wichtigsten Kosten für die Administration zu decken. In dem schriftlichen Rapport, den die Anleger im Vorfeld erhielten, wird von etwa € 750.000,00 gesprochen, mit denen der Fonds in der Kreide der Geschäftsführung stehe. Also dürfte noch in den Sternen stehen, ob Geld für den Weiterbau des Hochhauses mit dem allseits bekannten Namen „The Cube“ bei Banken locker gemacht werden kann und wann die Aktivitäten auf der Baustelle wieder aufgenommen werden können.

Nicht gerade förderlich dürfte auch der schwelende Konflikt zwischen der Geschäftsführung des Fonds und dem Bauträger in Dubai sein, wie der KANZLEI GÖDDECKE geschildert wird. Besonders brisant ist, dass beide Parteien – Fonds und Bauträger – sich gemeinsam bereits für die schon seit längerem bestehenden Schulden verpflichtet haben; förderlich für das Bauvorhaben dürfte der Disput kaum sein.

Die Situation ist mehr als ernst und man vermied es in der Gesellschafterrunde, die K-Frage (Konkurs) zu stellen. Der KANZLEI GÖDDECKE liegt zumindest eine Bewertung durch eine Steuerberaterkanzlei vor, die eine Insolvenzgefahr schon alleine auf Grund des vorläufigen Jahresabschlusses 2009 bejaht.

Dass der Jahresabschluss für ein bereits vor über zwei Jahren abgelaufenes Geschäftsjahr nicht einmal in korrekter Form zur Abstimmung für die Gesellschafter vorliegt, ist kaum nachvollziehbar. Eine Betriebsprüfung des Finanzamtes, die im Jahre 2011 begannen, kann jedenfalls keine auf den ersten Blick plausible Erklärung dafür sein, dass der 2009-er Jahresabschluss nicht innerhalb der ersten Jahreshälfte 2010 hätte fertig gestellt sein können.

Ernsthafte Sorgen bereitet die Tatsache, dass der Schuldenstand des Fonds den Anlegern auf der Gesellschafterversammlung im Februar nicht präzise mitgeteilt werden konnte. Der aktuelle Stand bleibt den Geldgebern verschleiert und mit etwa zwei Jahre alten Zahlen kann kein Millionenprojekt gemanagt werden. Deshalb kann aus Sicht der KANZLEI GÖDDECKE nicht vollkommen ausgeschlossen werden, dass sich in Dubai ein weiteres Finanz-Menetekel mit dem Geld deutscher Investoren wiederholt. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.

WAS SOLLTEN ANLEGER TUN?
Einfach auf das Prinzip Hoffnung zu setzen ist zu wenig. Wichtig ist es für die Anleger, sich Klarheit zu verschaffen und die Geschäftsführung zu kontrollieren. Dazu sind offene Geschäftsbücher, geprüfte Jahresabschlüsse und eine Sonderprüfung eine Voraussetzung. Außerdem müssen mehr Anlegerrechte in den Gesellschaftervertrag aufgenommen werden. Für diese Ziele wird sich eine Anlegergemeinschaft einzusetzen haben.

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Hartmut Göddecke


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