Corona: Wie Betrüger die Sorgen der Menschen ausnutzen

28.04.2020, Redaktion Anwalt-Suchservice
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Hacker,Laptop Corona: Derzeit sind Betrüger nicht nur online sehr aktiv. © Rh - Anwalt-Suchservice

Die Corona-Krise hat eine Menge neue Betrugsvarianten entstehen lassen. Viele Betroffene haben schon erhebliche finanzielle Schäden erlitten. Wir zeigen hier, wie die Betrüger arbeiten.

In einer Zeit, in der sich die meisten Menschen Sorgen um ihre Gesundheit, ihre nahestehenden Personen und ihren Arbeitsplatz machen, erfinden Betrüger immer neue Möglichkeiten, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der alte "Enkeltrick" hat neue Abwandlungen erfahren, falsche städtische Mitarbeiter ziehen von Tür zu Tür und auch im Internet laufen neue Betrugsmaschen. Wir zeigen hier einige Beispiele. Lassen Sie sich nicht hereinlegen!

Corona-Hilfspaket vom städtischen Mitarbeiter?


In Dortmund erhielten ältere Mitbürger Telefonanrufe, bei denen ihnen von angeblichen städtischen Mitarbeitern ein "Corona-Hilfspaket" angeboten wurde. Dieses sollte Hilfsmittel wie Desinfektionsmittel und Schutzmasken enthalten - zum "günstigen" Preis von nur 400 bis 700 Euro.
Aber: Solche Pakete gibt es nicht. Die Stadt Dortmund hat so etwas nicht veranlasst. Und falls die Urheber dieser Idee tatsächlich Pakete vorbeibringen sollten, werden diese allenfalls Dinge enthalten, die man für viel, viel weniger Geld woanders auch bekommt.
Rat: Zahlen Sie nichts und verständigen Sie die Polizei.

Gesundheitsamt will Wohnung desinfizieren


Plötzlich klingelt es bei älteren Menschen an der Wohnungstür. Davor steht ein Mensch mit Mundschutz, der sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vorstellt. Er müsse nun sofort die Wohnung desinfizieren. Das wollen Sie nicht? Kein Problem, dann wird ein Bußgeld von 250 Euro fällig.
Aber: Das Gesundheitsamt desinfiziert nicht einfach irgendwelche Wohnungen. Hier geht es nur darum, in die Wohnung zu kommen, um
- direkt Wertgegenstände zu stehlen,
- auszukundschaften, ob etwas von Wert vorhanden ist.
Rat: Lassen Sie sich nicht verunsichern. Lassen Sie niemanden in die Wohnung, zumindest nicht, bis geklärt ist, dass es sich tatsächlich um einen Behörden-Mitarbeiter handelt. Verlangen Sie einen Dienstausweis, schlagen Sie die Nummer der Behörde im Telefonbuch oder Internet nach und rufen Sie dort an, um nachzufragen. Und: Zahlen Sie keine erfundenen Bußgelder. Natürlich ist es auch hier ratsam, sich an die Polizei zu wenden.

Corona-Tester unterwegs


Das Gesundheitsamt ruft an und legt Ihnen dringend nahe, sich auf Corona testen zu lassen. Der Test kostet 5.000 bis 7.000 Euro. Variante: Angebliche Mitarbeiter des Gesundheitsamts klingeln an der Haustür mit dem gleichen Anliegen.
Aber: Die genannten Summen sind reiner Unsinn. Hier geht es wieder nur um das Geld oder - wahrscheinlicher - um den Zugang zur Wohnung zwecks Diebstahl. Es ist sogar ein Fall bekannt, in dem ein Abstrich gemacht und am nächsten Tag telefonisch "Entwarnung" gegeben wurde - das Gesundheitsamt wusste von nichts. In diesem Fall kam nichts nach - in der Wohnung gab es wohl nichts zu holen.
Rat: Lassen Sie niemanden in die Wohnung. Suchen Sie sich die Telefonnummer des Gesundheitsamtes selbst heraus und prüfen Sie nach, ob dieses jemanden zu Ihnen geschickt hat. Auch falsche Polizisten sollen schon an Haustüren aufgetaucht sein.

Einweg-Einkaufshilfe


In manchen Wohnvierteln werden Flyer verteilt, die eine gemeinnützige Einkaufshilfe anpreisen: Man soll einfach Geld und Einkaufsliste vor die Haustür legen, dann kommt eine Tüte mit den Einkäufen zurück.
Aber: Wenn man Geld vor die Haustür legt, ist es wahrscheinlich einfach nur weg. Rat: Zwar wäre eine solche Hilfe sicherlich eine gutnachbarschaftliche Idee. Man sollte damit jedoch nur Personen betrauen, die man kennt.

Neuer Enkeltrick


Der sogenannte Enkeltrick funktioniert so, dass Personen ältere Menschen - oft am Vornamen im Telefonbuch erkennbar - anrufen, sich als Verwandter ausgeben und ein Problem vortragen, für das sie nun sofort finanzielle Hilfe brauchen. In Zeiten von Corona wurde dieser Trick abgewandelt: Nun soll ein Verwandter an COVID-19 erkrankt sein, im Ausland feststecken, finanzielle Probleme haben, weil er nicht arbeiten kann. Meist spricht der Anrufer angeblich in dessen Auftrag.
Aber: Einen solchen Verwandten gibt es entweder nicht, oder der Betreffende weiß nichts davon. Überzeugendes Auftreten am Telefon verschafft Betrügern ein gutes Einkommen.
Rat: Nicht zahlen, Gespräch beenden, Polizei informieren.

Spenden für den Sportverein?


Auch Sportvereine leiden gerade finanzielle Not. Was ist da nahe liegender, als Vereinsmitglieder mit Sammelbüchsen zu Mitbürgern an die Haustür zu schicken?
Aber: So gehen Sportvereine meist nicht vor. Auch hier wurde von Fällen berichtet, in denen der freundliche Spender anschließend feststellen musste, dass seine Brieftasche weg war.
Rat: Niemanden in die Wohnung lassen. Nicht mit Geldscheinen wedeln. Auf die eigenen Wertsachen achten - hier ist geschickter Taschendiebstahl möglich.

Help-Desk für das Homeoffice


Viele Angestellte arbeiten gerade zu Hause. Oft sind dafür besondere Software-Lösungen nötig. Da ist es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass die IT-Abteilung des Arbeitgebers oder ein externer Dienstleister anruft, um ein Update zu installieren oder eine Fernwartung durchzuführen?
Aber: Auch dies ist eine Abwandlung einer alten Masche, des angeblichen Microsoft-Mitarbeiters, der anruft, um Ihren Computer aus der Ferne zu warten. In Wirklichkeit geht es hier darum, Schadsoftware zu installieren und einen umfassenden Fernzugriff auf Ihren Rechner zu ermöglichen. So können Zugangsdaten und Logindaten abgegriffen werden. Am Ende ist vielleicht das Konto leer, es gibt Bestellungen auf Ihren Namen, oder es sind wichtige Firmendaten futsch. Dann machen Sie sich als Arbeitnehmer womöglich noch schadensersatzpflichtig.
Rat: Prüfen Sie beim Arbeitgeber nach, ob eine solche Hilfe aus der Ferne durchgeführt wird. Ansonsten benachrichtigen Sie Arbeitgeber und Polizei.

Soforthilfen für Unternehmen


Viele Unternehmen sind derzeit in finanziellen Schwierigkeiten und beantragen Soforthilfen. Eine Prüfung, ob dies wirklich nötig ist, findet erst im Nachhinein statt. Es existieren Internetseiten, auf denen man sich angeblich über Soforthilfen informieren und diese sofort beantragen kann. Bequeme Sache.
Aber: Viele dieser Seiten sind professionell gefälscht. Laut Westdeutschem Rundfunk wurden bisher über 90 gefälschte Seiten entdeckt. Dazu gehörte sogar eine gefälschte Internetpräsenz des NRW-Wirtschaftsministeriums. Diese Seiten dienen dazu, die Kontaktdaten der jeweiligen Antragsteller herauszufinden, sodass dann in deren Namen tatsächlich eine Soforthilfe beantragt werden kann - mit der sich der Betrüger absetzt. In NRW soll es bereits 4.000 Fälle geben, in denen sich Betrüger an den Hilfsgeldern von Firmen bedient haben.
Rat: Informieren Sie sich gründlich, ggf. auch direkt bei der zuständigen Behörde, und geben Sie nicht leichtfertig Ihre Daten in Online-Formulare ein. In NRW wurde die Vergabe von Hilfsgeldern zeitweise gestoppt, um bessere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln.

Die WHO sammelt online Spenden?


Die Weltgesundheitsorganisation WHO taucht immer wieder im Zusammenhang mit Corona in den Nachrichten auf. Gerade hat US-Präsident Trump der Organisation die finanzielle Unterstützung gestrichen. Da ist es doch nur logisch, wenn die WHO überall und gerade auch per E-Mail um Spenden bittet.
Aber: Die WHO bittet NICHT irgendwelche Privatleute per E-Mail um Spenden. Sie verschickt auch keine E-Mails mit Informationen über das Coronavirus.
Hier geht es um zwei Dinge: Um das Einkassieren von Spendengeldern auf das Privatkonto des Betrügers und darum, auf Ihrem Computer oder Telefon Schadsoftware zu installieren, die dazu dient, sensible Daten abzugreifen - zum Beispiel, um Ihr Konto zu plündern oder um auf Ihren Namen Ware zu bestellen.
Rat: Öffnen Sie solche E-Mails erst gar nicht. Schon das Öffnen wird vom Absender registriert, damit werten Sie Ihre E-Mail-Adresse für derartige Betrüger auf und dürfen sich in Zukunft auf noch mehr derartige Mails freuen. Öffnen Sie keine Anhänge, klicken Sie keine Links an. So installiert sich Schadsoftware.

Variante: Natürlich ist es nicht immer nur die WHO, die angeblich Spenden sammelt. Auch erfundene Organisationen oder Personen verschicken derzeit solche E-Mails. Die Zeiten, in denen betrügerische Mails meist an schlechtem Deutsch zu erkennen waren, sind vorbei.
Rat: Wenn Sie spenden wollen, reagieren Sie nicht auf Mails, sondern suchen Sie sich selbst aus, an wen. Es gibt genug Hilfsorganisationen aller Art mit langjähriger Internetpräsenz, die sich derzeit besonders über Spenden freuen.

Spenden für Kinder-Impfstoff in China


Auf verschiedenen Wegen, unter anderem per E-Mail, wird Geld gesammelt, um chinesischen Kindern eine Corona-Impfung zu ermöglichen.
Aber: Es gibt noch keinen Impfstoff.
Rat: Ignorieren Sie solche Mails oder Spendenaufrufe. Öffnen Sie keine Mails unbekannter Absender.

Fake-Shops verkaufen nicht existierende Masken


Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel werden vielfach online angeboten. Oft wird für Onlinehändler auch per E-Mail Werbung gemacht.
Aber: Eine Vielzahl von Onlineshops sind derzeit sogenannte "Fake-Shops". Das heißt: Die Ware gibt es nicht, Sie sollen per Vorauskasse zahlen, Ihr Geld ist weg.
Rat: Hüten Sie sich vor verdächtig billigen Angeboten und IBANs aus dem Ausland. Zahlen Sie nicht per Vorkasse. Einen speziellen Rechtstipp dazu haben wir hier:
Wie erkenne ich einen Fake-Shop im Internet?

App spioniert Handys aus


IT-Experten warnen vor einer App namens "Coronavirus". Diese verlangt offenbar von Nutzern, das Smartphone per PIN erneut zu entsperren.
Aber: Die App kann danach das Handy fernsteuern und Daten stehlen. Es handelt sich um einen Trojaner, der eine Fernsteuerung der Software ermöglicht. Die Anwendung verlangt außerdem, die Batterieoptimierung abzuschalten, da sie viel Strom braucht. Sie kann sogar den Zurück-Button bedienen, wenn Sie gelöscht werden soll.
Rat: Löschen Sie verdächtige Apps. Achten Sie verstärkt darauf, was Sie herunterladen.

Phishing-Mail: Die Sparkasse schließt!


Im Umlauf sind auch E-Mails, in denen man darüber informiert wird, dass die Filiale der Sparkasse, in der man Kunde ist, wegen Corona zeitweise schließt. Um weiterhin alle Dienstleistungen anbieten zu können, müsse der Kunde seine Daten bestätigen und noch einmal seine Kontonummer, Passwort und PIN übermitteln.
Aber: Solche Daten sind in einem derartigen Fall nicht nötig. Keine Bank oder Sparkasse verlangt Login-Daten per E-Mail. Hier handelt es sich um einen Betrugsversuch, um Zugang zu Ihrem Konto zu erlangen.
Rat: Wie immer gilt auch in Zeiten von Corona: Öffnen Sie keine E-Mails, deren Absender Sie nicht kennen. Klicken Sie schon gar keine Links in fremden E-Mails an. Geben Sie Passwörter und PINs nie aus der Hand.

Praxistipp


In Zeiten von Corona sind Betrüger besonders kreativ. Etwas gesundes Misstrauen schadet hier online wie offline nicht. Im Zweifel benachrichtigen Sie die Polizei.

(Wk)


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 Günter Warkowski
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