Sportwetten: Wie bekomme ich mein verlorenes Geld zurück?

25.04.2024, Redaktion Anwalt-Suchservice
Sportwetten,Pferdewetten,Fußballwetten,Rückforderung Gerichte entscheiden immer öfter zugunsten von Glücksspielern. © - freepik
Das Wichtigste in Kürze

1. Lizens erforderlich: Laut § 4 Glücksspielstaatsvertrag dürfen öffentliche Glücksspiele, mithin auch Sportwetten, in Deutschland nur mit Erlaubnis der Behörden des jeweiligen Bundeslandes betrieben werden.

2. Geld zurück: Spieler können ihr bei Sportwetten verlorenes Geld zurückfordern, wenn der Glücksspielanbieter zum Zeitpunkt des Spiels keine deutsche Lizenz hatte und damit illegal tätig war. Der Spieler darf davon nichts gewusst haben.

3. Nichtige Sportwettenverträge: Verstößt ein aus- oder inländischer Anbieter von Sportwetten gegen die Regelungen des Glücksspielvertrages, ist der Sportwettenvertrag mit einem Spieler nichtig. Der Spieler kann sein verlorenes Geld zurückfordern.
Beim Online-Glücksspiel hat es bereits eine Vielzahl von Urteilen gegeben, nach denen glücklose Spieler ihr Geld zurückfordern können, wenn das Angebot in Deutschland illegal war. Dies war bisher oft der Fall, denn: Etliche der im Fernsehen und online werbenden Unternehmen hatten ihren Sitz im Ausland und in Deutschland keine Lizenz. Auch derzeit sind noch Anbieter ohne deutsche Lizenz am Markt aktiv. Eine ähnliche Entwicklung gibt es nun auch bei Sportwetten.

Seit wann können Anbieter von Sportwetten in Deutschland eine gültige Konzession erhalten?


Unternehmen, die in Deutschland Sportwetten anbieten möchten, können seit Oktober 2020 eine deutsche Konzession dafür erhalten. Seit 1. Juli 2021 ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft. Dieser hat die Möglichkeiten für Wettanbieter ausgeweitet. So wurden Ereigniswetten zugelassen und eingeschränkt auch Live-Wetten erlaubt.

Welche Voraussetzungen müssen Sportwettanbieter erfüllen, um in Deutschland Wetten anzubieten?


Laut § 4 Glücksspielstaatsvertrag dürfen öffentliche Glücksspiele nur mit Erlaubnis der Behörden des jeweiligen Bundeslandes betrieben werden. Ohne Erlaubnis sind das Veranstalten und das Vermitteln von Glücksspielen ebenso verboten wie die Mitwirkung an Zahlungen für illegales Glücksspiel. Letzteres betrifft zum Beispiel Zahlungsdienstleister.

Die Erteilung einer Erlaubnis für Glücksspiele einschließlich Sportwetten setzt voraus, dass

- der Anbieter minderjährige und gesperrte Spieler vom Spiel ausschließt. Dies muss durch eine Identifizierung und Authentifizierung sowie durch den Abgleich der Namen mit dem Zentralregister OASIS (Spielersperrsystem zum Schutz von Spielsüchtigen) erfolgen,

- den Spielern werden für ihren Spieleinsatz keine Darlehen gewährt oder vermittelt,

- besondere Suchtanreize durch schnelle Wiederholungen sind ausgeschlossen,

- es muss ein dem Internet angepasstes Sozialkonzept geben (dabei geht es um Jugendschutz und die Vermeidung von Spielsucht),

- Unterschiedliche Glücksspielformen dürfen auf der gleichen Onlinedomain nur angeboten werden, wenn sie klar voneinander abgegrenzt sind. Sportwetten und Pferdewetten dürfen aber zusammen angeboten werden.

Spielen darf nur, wer bei dem jeweiligen Anbieter ein Spielerkonto eröffnet. Dazu müssen Klarname, Geburtsdatum und weitere persönliche Angaben gemacht werden. Der Spieler muss für sich selbst ein Einzahlungslimit festlegen. Allerdings begrenzt der Glücksspielstaatsvertrag den monatlichen Einsatz pro Spieler auf 1.000 Euro. Dieses Limit gilt anbieterübergreifend.

Wie erfahre ich, ob ein Wettanbieter eine deutsche Lizenz hat?


Die deutschen Bundesländer betreiben eine gemeinsame Glücksspielbehörde. Auf deren Internetseite kann man eine aktuelle Whitelist herunterladen, welche die derzeit in Deutschland zugelassenen Anbieter von Sportwetten aufzählt:

https://www.gluecksspiel-behoerde.de/de/erlaubnisfaehigesgluecksspiel/whitelist

Im April 2024 gibt es 30 in Deutschland zugelassene Anbieter für Sportwetten. Davon haben nur zwei ihren Geschäftssitz in Deutschland. Die weit überwiegende Anzahl der Anbieter sitzt auf Malta.

Welche Vorteile haben Kunden, wenn der Sportwettanbieter eine deutsche Lizenz hat?


Das monatliche Einzahlungslimit von 1.000 Euro hilft, die Spieler vor allzu großen Verlusten zu schützen. Das Limit kann nach Absprache mit dem Kundendienst des Wettanbieters jedoch erhöht werden. Dafür ist eine Bonitätsprüfung erforderlich. Dies muss jedoch in der Erlaubnis des Anbieters konkret erwähnt werden. Die Datenbank über gesperrte Spieler verhindert, dass sich ein gesperrter Spieler einfach bei einem neuen Anbieter anmeldet. Bei Problemen mit dem Anbieter können sich Betroffene an deutsche Behörden wenden. Buchmacher mit deutscher Lizenz müssen auch einen gewissen Kundenservice bieten. Die Buchmacher müssen Spielern die Möglichkeit geben, jederzeit den Stand des Guthabens auf dem Spielkonto, die Spielhistorie insgesamt und je Spielform, Ein- und Auszahlungen, Limits und Änderungen von Limits sowie sonstige Transaktionen der letzten zwölf Monate einzusehen.

Welche Nachteile hat die deutsche Wettlizenz für Kunden?


Damit Spieler das Einzahlungslimit einhalten und nur bei einem einzigen Anbieter spielen, werden alle Spielerdaten zentral in einer bundesländerübergreifenden Datenbank namens LUGAS gespeichert, auf die alle Glücksspielanbieter bzw. Buchmacher auch aus dem Ausland Zugriff haben. Zwar werden persönliche Daten hier pseudonymisiert und die zentrale Datenbank soll keinen Zugriff auf persönliche Daten haben. Trotzdem haben bereits Glücksspielanbieter gegen dieses System geklagt, da sie einen Konflikt zwischen ihren Pflichten zum Datenschutz und der Weitergabe der Kundendaten an ein solches System sehen. Letztlich handelt es sich um eine international beispiellose Datensammlung, bei der kein Unterschied zwischen suchtgefährdeten und normalen Spielern gemacht wird.

Durch die deutsche Glücksspiellizenz gibt es auch Einschränkungen bei den Einzahlungsmethoden. Anonyme Einzahlungen sind nicht mehr möglich, auch eine Paysafecard kann nur noch mit vorheriger Registrierung und Paysafecardkonto genutzt werden.

Die Art der Wetten ist eingeschränkt und gesetzlich geregelt. Dies schränkt zum Beispiel die Möglichkeit von bestimmten Live-Wetten auf den nächsten Anstoß oder die nächste Ecke beim Fußball ein.

Welche Spieler werden gesperrt?


Spieler können bei Suchtgefahr eine Sperre für sich selbst beantragen. Die Sperre kann auch durch Angehörige des Spielers oder das Personal von Wettanbietern angeregt werden, wenn eine Suchtgefahr, Überschuldung oder Spielen über die eigenen finanziellen Verhältnisse hinaus naheliegen. Dann ist der Betroffene vorher anzuhören.

Wann können Spieler ihr Geld von Sportwettanbietern zurückfordern?


Dafür gibt es zwei Voraussetzungen:

1. Der Anbieter hat zum Zeitpunkt des Spiels keine deutsche Lizenz gehabt und war damit illegal tätig,
2. der Spieler hat davon nichts gewusst.

In Deutschland werden erst seit Oktober 2020 überhaupt Lizenzen für Sportwetten vergeben. Bei allen Wettverlusten aus der Zeit davor bestehen gute Chancen, diese zurückzufordern. Auch in der Zeit danach waren (und sind) noch verschiedene Wettanbieter ohne deutsche Lizenz tätig. Auch hier bestehen Chancen auf eine Rückforderung. Oft ist es für Spieler aufgrund der Werbung und der professionell gestalteten Webauftritte kaum möglich, illegale Angebote zu erkennen.

Wann sind Sportwettverträge laut Bundesgerichtshof nichtig?


Der Bundesgerichtshof hat im März 2024 über Sportwetten entschieden. Der Kläger wollte 12.000 Euro von einem österreichischen Sportwettanbieter zurück: Das Angebot sei illegal gewesen, weil der Anbieter keine Erlaubnis gehabt habe. Er sei auch gar nicht erlaubnisfähig gewesen, weil schon der Glücksspielstaatsvertrag von 2012 einen monatlichen Höchstsatz pro Spieler und eine Trennung zwischen Sportwetten und anderen Glücksspielen verlangt habe, was nicht eingehalten worden sei.

Der Bundesgerichtshof sah das auch so: Bei Verstoß gegen die Regelungen des Glücksspielstaatsvertrages könne man von einer Nichtigkeit des abgeschlossenen Sportwettenvertrages ausgehen. Es spiele keine Rolle, dass die deutsche Lizenz zum damaligen Zeitpunkt bereits beantragt gewesen sei, wenn das betreffende Angebot gegen die Regeln des Glücksspielstaatsvertrages verstoße und gar nicht erlaubnisfähig sei. Der Zweck des gesetzlichen Verbots des illegalen Glücksspiels - nämlich das Glücksspiel aus Gründen des Jugendschutzes und der Vermeidung von Spielsucht in geordnete Bahnen zu lenken - erfordere, dass Verträge, die unter Verstoß gegen dieses Verbot zustande kämen, als nichtig behandelt würden. Damit habe der Wettanbieter das Geld als ungerechtfertigte Bereicherung zurückzuzahlen (§ 812 BGB). Der Hinweisbeschluss des Bundesgerichtshofes gilt als richtungsweisend, der noch anstehenden Revision in dem Verfahren werden kaum Chancen eingeräumt (Beschluss vom 22.3.2024, Az. I ZR 88/23).

Praxistipp zum Thema Sportwetten


Klagen im Bereich Sportwetten können zum Teil durch besondere Prozessfinanzierer finanziert werden, was das Risiko für die Kläger deutlich senkt. Verschiedene Anwälte für Zivilrecht haben sich bereits auf den Glücksspielbereich spezialisiert und können Sie dazu beraten, ob eine Rückforderung Ihrer Wetteinssätze Erfolg verspricht.

(Wk)


 Günter Warkowski
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