Checkliste zum Gebrauchtwagenkauf

19.02.2021, Redaktion Anwalt-Suchservice
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Autoverkäufer,Käuferin Bei einem Autokauf sollte man genau hinsehen - hier einige Tipps. © - freepik

Jedes Jahr wechselt eine Vielzahl von Gebrauchtwagen den Besitzer. Damit sich die Neuerwerbung nachher nicht als Schrottkarre herausstellt, haben wir eine Checkliste für den Gebrauchtwagenkauf zusammengestellt.

Ist die Entscheidung, ein gebrauchtes Fahrzeug zu erwerben, gefallen, steht die Entscheidung an, wo das Fahrzeug am besten erworben wird.
Der Kauf eines gebrauchten Autos beim Autohändler hat den Vorteil, dass der Händler rechtlich verpflichtet ist, zumindest ein Jahr lang für mögliche Sachmängel am Fahrzeug zu haften. Allerdings kennen Händler auch eine Vielzahl von Tricks, um das Fahrzeug "aufzuhübschen" oder um zu versuchen, die Gewährleistung zu umgehen. Ansprüche nutzen dem Kunden nur dann etwas, wenn er auch bereit ist, diese einzuklagen. Näheres zum Gebrauchtwagenkauf erfahren Sie hier:
Gebrauchtwagenkauf – welche Rechte hat der Käufer?

Beim Gebrauchtwagenkauf von Privatpersonen kann die Sachmängelhaftung ganz ausgeschlossen werden. Auch hier gilt es, gut auf den Zustand des Autos zu achten. Anzuraten ist ein schriftlicher Kaufvertrag, etwa ein Musterformular von einem der Automobilclubs. Übrigens: Verkauft ein Händler ein Auto "im Kundenauftrag", ist dies rechtlich ein Kauf von privat.

1. Fahrzeugpapiere kontrollieren!


Die Angaben der beiden Zulassungsbescheinigungen - früher Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief - müssen übereinstimmen und sich mit dem Fahrzeug decken. Dazu gehört die 17-stellige Fahrzeug-Identifikationsnummer. Ein Blick in die Papiere verrät das Datum der Erstzulassung und damit das Alter des Fahrzeugs.

2. Verkäufer = Eigentümer?


Man sollte auch darauf achten, dass der Verkäufer tatsächlich der Eigentümer des Autos ist. Dies ergibt sich ggf. durch einen Vergleich von Personalausweis und Fahrzeugpapieren. Achtung: Gerade bei Wohnmobilen ist es durchaus üblich, dass Betrüger Mietfahrzeuge mieten, nicht zurückbringen und an nichtsahnende Privatleute verkaufen. Oft werden hier gefälschte Ausweise genutzt.

3. Serviceheft anschauen!


Im Serviceheft sind alle vorgenommenen Inspektionen vermerkt. Ein guter Hinweis auf regelmäßige Pflege, aber meist nur bei neueren Fahrzeugen vorhanden.

4. Probefahrt machen!


Bei einer Probefahrt lässt sich der Zustand des Fahrzeugs gut überprüfen. Das Fahrzeug sollte sofort anspringen. Die Bremsen müssen exakt funktionieren. Die Lenkung sollte beim stärkeren Bremsen nicht zu einer Seite ziehen. Aber: Sie sollten hinter sich kein anderes Fahrzeug haben, wenn Sie Bremsversuche machen! Lassen Sie das Radio aus und achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche. Wichtig ist, dass das Getriebe leicht und exakt schaltet.

5. Elektrische Helferlein prüfen


Bei oder vor der Probefahrt bietet es sich an, auch alle elektrischen Helfer im Auto auf korrekte Funktion zu prüfen: Etwa die Zentralverriegelung, die Innenbeleuchtung, Klimaanlage, Lüftung, Heckscheibenheizung, Sitzverstellung, Radio und Navi und was es sonst eben gibt.

6. Kühlflüssigkeit prüfen


Der Stand der Kühlflüssigkeit sollte auf der entsprechenden Markierung stehen. Die Flüssigkeit ist farbig, sollte bei einem Blick in den Behälter aber nicht verunreinigt wirken. Enthält sie Motoröl, deutet dies auf eine defekte Zylinderkopfdichtung hin. Das kann teuer werden! Ein weiteres Anzeichen für diesen Defekt ist heller Schaum am geöffneten Öldeckel des Motors. Achtung: Solche Tests nur bei kaltem Motor machen - das Kühlsystem steht unter Druck, es herrscht Verbrühungsgefahr.

7. Blech und Lack checken


Gibt es erkennbare Blechschäden? Geringfügige Schäden sind Argumente für die Preisverhandlung. Ist der Lack ungleichmäßig, gibt es in hellem Sonnenschein Farbunterschiede zwischen verschiedenen Bereichen? Dann kann ein Teil nachlackiert worden sein - vielleicht nach einem Unfall. Obendrein sollte man auf die Spaltmaße achten, also auf die Lücken zwischen den einzelnen Teilen der Karosserie. Diese sollten zum Beispiel auf beiden Seiten vom Fahrzeug übereinstimmen und nicht unsymmetrisch sein. Übrigens schadet es auch nicht, alle Türen mal zu öffnen und in den Kofferraum zu schauen. Denn: Auch defekte Scharniere und Schlösser kommen vor.

8. Reifen prüfen


Das Reifenprofil sollte mindestens 3 Millimeter bei Sommerreifen und vier Millimeter bei Winter- und Ganzjahresreifen betragen. So empfiehlt es zumindest der ADAC im Interesse Ihrer Sicherheit. Die vorgeschriebene Mindest-Profiltiefe sind 1,6 mm. Achten Sie darauf, ob die Reifen porös wirken. Das Alter erkennen Sie an der aufgeprägten vierstelligen DOT-Nummer. DOT 1915 bedeutet: Produziert in der 19. Kalenderwoche 2015.

9. Ölwechselschild prüfen


Werkstätten befestigen beim Ölwechsel ein Pappschild am Ölmessstab bzw. am Motor, auf dem das Datum und der Kilometerstand beim letzten Ölwechsel verzeichnet sind. Dies verrät Ihnen nicht nur, ob das Auto regelmäßig gewartet wurde. Sie können hier auch den Kilometerstand mit dem Tacho vergleichen. Derjenige auf dem Tacho sollte nicht niedriger sein! Dann wurde manipuliert.

10. Motorzustand prüfen: Rost und Gammel?


Sehen Sie sich den Motor an: Auch bei einem älteren Auto muss der Motorraum nicht von Rost und Gammel geprägt sein. Der Zustand sagt einiges über die Pflege aus. Gibt es Spuren von heruntergelaufenem Öl? Wirkt der Keilriemen locker oder porös? Verrottete elektrische Anschlüsse und rissige Schläuche sorgen später für Probleme. Ein blitzblanker, staubfreier und frisch gereinigter Motor allerdings kann auch wieder Anlass für Zweifel bieten, besonders bei einem Händler: Womöglich wurde hier eine Motorwäsche gemacht, um Mängel zu verbergen.

11. Blick unters Auto!


Ein Blick unters Auto ist immer zu empfehlen. Ist der Unterboden stark verrostet, hat der Auspuff Löcher, tropft von Motor und Getriebe das Öl? Eine kleine, starke Taschenlampe hilft.

12. Inneneinrichtung trocken?


Die Teppiche und Polster sollten trocken sein. Sind sie es nicht, ist vielleicht etwas undicht - wie das Schiebedach. Ein nasser Teppich im Fahrer- oder Beifahrerfußraum kann auf einen undichten Heizungswärmetauscher hindeuten - dieser befindet sich meist hinter dem Armaturenbrett und sein Austausch ist aufwändig. Ein zusätzliches Anzeichen dafür ist ein chemischer Geruch nach Kühlmittel.

13. Schadstoffplakette und Schadstoffklasse


Achten Sie auf korrekte Angaben zur Schadstoffklasse. Die grüne Feinstaubplakette mit der Zahl 4 bedeutet nicht, dass das Fahrzeug Schadstoffklasse Euro 4 hat - auch wenn dies mancher Händler in seinen Anzeigen einfach behauptet. Beides sind verschiedene paar Schuhe. Die Schadstoffklasse ergibt sich aus der Schlüsselnummer im Fahrzeugschein und entsprechenden Tabellen, die etwa der ADAC online bereithält.

14. Kaufberatung im Internet suchen


Für viele Fahrzeugtypen lässt sich online eine Kaufberatung finden, zum Teil auf den Seiten von Autozeitschriften oder in Markenforen. Hier können Sie sich über typische Mängel oder Schwachstellen dieses Fahrzeugs informieren.

Praxistipp


Kommt es trotz aller Vorsicht zum Streit mit dem Verkäufer, kann ein Fachanwalt für Verkehrsrecht Ihnen mit Rat und Prozessvertretung zur Seite stehen.

(Ma)


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 Ulf Matzen
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